„Und wenn ich glaube, dass das Bild fertig ist, dann hänge ich es erst einmal an meine Atelierwand. Und dann kann es aber noch Wochen und Monate dauern, bis ich das Bild wirklich als fertig ansehe. Denn manchmal nehme ich das Bild wieder von der Wand, stelle es kopfüber auf die Staffelei oder auf die ursprüngliche Seite und arbeite erneut daran. Oftmals ist das ein langer Prozess.“ Eva Leitschuh Die handwerklich hoch qualitätvollen Gemälde und Zeichnungen von Eva Leitschuh zeichnen sich durchweg durch eine hohe atmosphärische Dichte aus. Dabei gibt es eine Werkgruppe von Gemälden, die das betrachtende Publikum auf eine mystische Reise in der dargestellten Bildwelt mitnimmt.

Die beigegebenen Titel, wie „Die göttliche Komödie“ oder „Drei Monde“ oder „Blätter in Barock“ geben einen Hinweis auf den Weg und die Reise, den Bildzusammenhang. Die teils verschwommen gegebenen Details im Bild gilt es aber von aussen zu erfassen. Da erscheint eine Gruppe von Menschen wie eine Fata Morgana, mehr schemenhaft als naturalistisch und doch in der Anatomie genau genug, um die menschlichen Gestalten als Gruppe zu erkennen, die es dem Publikum ermöglicht sich mit ihnen – ganz im Sinne einer klassischen Bildkomposition – zu identifizieren und den visuellen Einstieg in das Gemälde zu erhalten. Weit hat sich die in den früher 1960er Jahren im Taunus geborene Künstlerin, die in Frankfurt aufwuchs, von ihren Anfängen entfernt. Das Studium der Visuellen Kommunikation in Mainz und die Tätigkeit in der Werbebranche, bei kontinuierlicher Weiterbildung und Schulung der eigenen künstlerischen Fähigkeiten, widerspiegeln ihre ambitionierten Grundlagen auf denen ihre aktuelle Qualität fusst. Auch von aussen wurde ihre Qualität erkannt und mit einem zweisemestrigen Fulbright Stipendium in den USA belohnt. Ihre eigene persönliche Entwicklung als Zeichnerin und Malerin jedoch begann, nach einer familiären Pause, erst mit dem Bezug eines eigenen Ateliers in Darmstadt. Seit 2006 entwickelt Eva Leitschuh dort ihre eigene Sichtweise auf die weltlichen, gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Geschehnisse und Belange, die nicht nur sie, sondern auch uns, das betrachtende Publikum, tagtäglich umgibt und bewegt. Dort, in ihrem Atelier im Nordbahnhof, gibt sie ihr Wissen zudem als Dozentin an eine Schar von Interessierten weiter, die sich regelmäßig zu Workshops in ihrem Atelier einfinden. Neben den atmosphärisch dichten Gemälden, die oft großformatig umgesetzt werden, entstanden bisher von leichter Hand eine Vielzahl von Zeichnungen, in denen Eva Leitschuh ihre handwerkliche Brillanz und ihr Können im Bereich der perspektivisch genau dargestellten Anatomie, zum Beispiel eines weiblichen Aktes, zeigt, der eben nicht einfach auf einem Stuhl sitzend en face gezeigt wird, sondern liegend, nach hinten verdreht, mit dem Arm den Kopf unterfangend. Und auch hier ist es nicht der schnelle gestische Wurf, das Informelle, mit pastos aufgetragener Farbe, sondern der klare Strich, die deutlich gesetzte Linie, die sowohl teilt als auch verbindet, die in ihrer Zweidimensionalität gebunden das Dreidimensionale erkennen lässt. Die Motivwelt von Eva Leitschuh ist, wie bereits angesprochen, vielfältig. Es sind Fantasielandschaften und Städteansichten, aber auch Stillleben und Porträts, auch von Persönlichkeiten, wie zum Beispiel Alex Katz; Arbeiten bei denen sich die Künstlerin durchaus von Fotografien inspirieren lässt.

Und dann fängt sie den besonderen Moment in der Darstellung und Wiedergabe ein, verbindet die künstlerische Idee mit der passenden Maltechnik und arbeitet schließlich an einem Bildmotiv solange, bis sie eine Deckungsgleichheit gefunden hat, in der all´ die unterschiedlichen Aspekte miteinander verschmolzen sind. Erst dann ist das Werk geschaffen und abgeschlossen, und mit Signatur und Datum zu einem Original geworden, von: Eva Leitschuh.

Dr. Martin Schmidt-Magin